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LEON VON PIGAGE, ELEKTROINSTALLATEUR

 

Der Elektroinstallateur Leon stammt ursprünglich aus Bremervörde und ist Paragleiter aus Leidenschaft. Weil er nicht mehr tausend Kilometer fahren wollte, um in die Berge zu kommen, ist er nach Lienz gezogen und hat hier ein ganz neues Hobby für sich entdeckt. 

"Hier wird schon einmal ein Kaffee angeboten"

Ich habe die Lehre als Elektroinstallateur daheim in Deutschland gemacht. Nach dem Abschluss bin ich über Erasmus+, ein Förderangebot der EU, für ein dreiwöchiges Auslandspraktikum nach Lienz gegangen. Osttirol habe ich ausgesucht, weil man hier gut paragleiten kann. Die Firma, bei der ich das Praktikum gemacht habe, hat mir danach gleich eine Stelle angeboten. Ein halbes Jahr später bin ich schon umgezogen. Es fiel mir sicher leichter, hierher zu kommen, weil ich den Betrieb und die Arbeitskollegen ja schon kannte. Außerdem kommt mir vor, dass die Leute hier viel freundlicher zu Handwerkern sind – da wird schon mal ein Kaffee angeboten, das kannte ich vorher eher weniger.

„Zurückziehen geht immer“

Meine Chefin hat mir auch dabei geholfen, eine Wohnung zu finden. Bevor ich hierher gezogen bin, habe ich mir gedacht: „Zurückziehen geht immer.“ Man muss es einfach ausprobieren und sich ein bisschen Zeit geben, um anzukommen. Wirklich überrascht hat mich, wie einfach es ist, innerhalb der EU umzuziehen. Ich hätte mit mehr Bürokratie gerechnet. Es war überhaupt kein Problem, mit dem deutschen Lehrabschluss in Tirol zu arbeiten. Ein paar Dinge sind minimal anders, aber da habe ich mich schnell daran gewöhnt. Mir gefällt, dass ich mich durch die Arbeit schon sehr gut in Osttirol auskenne, besonders in Lienz. Und nächstes Jahr möchte ich hier in Tirol meinen Meister machen. 

"Es gibt mehr Sonnenstunden in Tirol"

Am Anfang habe ich jeden Tag beim Aufwachen erstmal aus dem Fenster geschaut und diese wunderschönen Berge bewundert. Und es war auch so schön, die Jahreszeiten hier mitzubekommen. Im Urlaub ist man ja so gebunden, auf zwei, drei Wochen. Ich war zwar schön öfter mit meiner Familie zum Paragleiten in Tirol, aber den Herbst und den Winteranfang hab ich erst jetzt zum ersten Mal mitbekommen. Als es so richtig geschneit hat und die Berge schneebedeckt waren, hat sich das wirklich eingeprägt. Letztens war ich auf Urlaub in der alten Heimat und ich habe die Berge sehr vermisst! Und in Tirol ist das Wetter auch tendenziell besser, es gibt mehr Sonnenstunden. 

"Ich habe mit mehr Bürokratie gerechnet."

"Hierher zu kommen war definitiv die richtige Entscheidung"

Von meiner ersten Wohnung aus hatte ich Blick auf den Lienzer Flugberg, das Zettersfeld. Dort bin ich auch das erste Mal im Winter geflogen, also bei richtiger Kälte. Das war wirklich sehr besonders, das ist mir in Erinnerung geblieben. Mittlerweile fahre ich aber mehr Rennrad, als dass ich paragleite. Durch Zufall bin ich in eine Rennradgruppe gekommen, wo auch Leute in meinem Alter sind. Ich finde dort den Leistungsgedanken sehr interessant: Beim Paragleiten braucht man die passende Ausrüstung, um sich sportlich verbessern zu können, aber beim Rennradfahren muss man in Leistung investieren, um weit zu kommen und das beeindruckt mich. Und wenn ich mit dem Rennrad an Häusern vorbeifahre, in denen ich gearbeitet habe, denke ich mirDeswegen leuchtet das Licht, weil ich dort war, die Kabel verlegt und diese Schaltung verdrahtet habe. Das ist schon cool! Hierher zu kommen war definitiv die richtige Entscheidung – ich hoffe, ich ziehe nie wieder zurück. 

Über

Leon von Pigage ist Elektroinstallateur und arbeitet seit zwei Jahren bei der Firma „Elektro Kühlung Duregger in Lienz in Tirol. Er ist passionierter Paragleiter und hat hier auch das Rennradfahren für sich entdeckt. 

 

Erasmus plus 

Erasmus+ ist ein EU-Förderprogramm, das Lehrlingen die Möglichkeit bietet, ein Praktikum im europäischen Ausland zu absolvieren. Die Dauer des Praktikums kann zwischen zwei Wochen und zwölf Monaten liegen. Auch bis zu einem Jahr nach der Lehrabschlussprüfung besteht noch die Möglichkeit ein solches Auslandspraktikum zu machen. Die Aufenthalte werden finanziell gefördert und ermöglichen jungen Menschen berufliche Erfahrungen zu sammeln, neue Kulturen kennenzulernen und sich persönlich weiterzuentwickeln. 

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